Beiträge aus TEXT RAUM 56
Bibliodrama-online +++ Gekommen um zu bleiben

Auf dieser Seite finden Sie einige Auszüge aus der Ausgabe 56. Den ganzen TEXT RAUM online können Sie als Mitglied der Gesellschaft für Bibliodrama und/ oder mit einem Abonnement online im internen Bereich anschauen (melden Sie sich dafür am Ende der Seite ganz unten an). Ältere Ausgaben finden Sie im Online-Katalog.
Die TEXT RAUM Redaktion hat im August 2021 diese Fragen an bekannte Forschungs- und Beratungseinrichtungen
gerichtet. Da sie darauf wenig Resonanz erhielt, seien diese Fragen hier noch einmal aufgeführt.
F r a g e s t e l l u n g e n f ü r Th e o r i e u n d P r a x i s
Was für einen einfluss hat das Medium internet auf das Bibliodrama?
ausgangspunkt: „technik ist immer weniger Werkzeug, sondern wird immer
mehr zu einer technologischen umwelt, in der sich die subjekte bewegen.
Bei dieser umwelt handelt es sich im Kern um eine kulturelle umwelt, welche die Subjekte immerfort artifiziert.
Maria Elisabeth Aigner, Graz
ON and Off - Was macht die digitale Welt mit uns und dem Bibliodrama und dem Bibliolog
Ein Zwischenruf aus Österreich mit vielen Fragen
Bibliodrama trifft Psychodrama
Bibliodrama auf Großveranstaltungen
von Karia Weißhaupt und Claudia Brosch
Bibliodrama auf Großveranstaltungen
Auf den Kirchentagen sind Bibliodrama-Workshops seit Jahren etabliert. Es ist aber auch möglich, sie in andere Großveranstaltungen einzubringen und dadurch das Bibliodrama einem breiten Publikum bekannt zu machen.
Während des Internationalen Bibliologkongresses vom 6.-8.5.2022 führte Gisela Hahn-Riedberg einen Workshop durch, in dem sie einen Bibliolog mit Elementen aus dem Bibliodrama anreicherte.
2017 stellte Mag. Dr. Peter Stippl auf dem Internationalen Kongress für Psychotherapie und Seelsorge vor, wie nach der anerkannten Psychotherapiemethode Psychodrama in therapeutischer Gruppenarbeit mit Texten aus der Bibel gearbeitet werden kann; Heilen durch Spielen ist hier die Devise.
Der Kongress wird alle zwei bis drei Jahre von der Akademie für Psychotherapie und Seelsorge (APS) durchgeführt, einer Gesellschaft, die sich zum Ziel gesetzt hat, eine Brücke zwischen Therapie und Seelsorge zu schlagen, und in der Personen aus den Bereichen Medizin, Psychotherapie, Theologie,Seelsorge und Beratung vertreten sind. Der diesjährige Kongress fand vom 30.4. bis zum 4.5.2022 in Würzburg unter dem Thema: „zukunftssicher: Wenn Angst und Polarisierung auf Hoffnung und Liebe treffen“ statt.
Die Präsentation des Bibliodramas als Psychodrama veranlasste uns, ergänzend einen Workshop zum ästhetisch-hermeneutischen Bibliodrama einzubringen. Dieser konnte am 3. Mai unter dem Titel „Wege suchen: Elemente des ästhetisch-hermeneutischen Bibliodramas“ stattfinden. Passend zum Kongress-Thema hatten wir die Szene ausgewählt, in der Johannes der Täufer aus dem Gefängnis seine Jünger zu Jesus schickt und ihn fragen lässt, ob er tatsächlich der ankündigte Messias ist (Lukas 7, 18-23) – eine von Angst bestimmte Situation, der Liebe begegnet.
Bei Bibliodrama-Workshops auf Großveranstaltungen stellt sich meist das Problem, dass der Zeitrahmen sehr begrenzt ist; so hatten wir auch hier 90 Minuten zur Verfügung, die für einen wirklichen Prozess längst nicht ausreichen. Daher entschieden wir uns für einen Mix aus Theorie und Praxis: Wir stellten das Beziehungsdreieck Text – Gruppe – Ich theoretisch vor, ebenso den Aufbau mit seinen vier Phasen Hinführung / Sensibilisierung – Texteinführung / Konfrontation – Auseinandersetzung / Identifikation – Aktualisierung. Die praktische Durchführung zeigten wir anhand des Viereckenspiels, einer Erfahrungsübung zum Thema „eingeengt sein“ und eines Wandelkreises. Weitere Möglichkeiten, wie die vier Phasen praktisch gestaltet und welche Methoden bei der Aktualisierung eingesetzt werden können, wurdentheoretisch gestreift. Die Präsentation kann über die Internet-Seiten der APS abgerufen werden: www.akademieps.de/material-archiv.html.
Wie die Rückmeldungen der Teilnehmenden zeigten, ist es auf diese Weise gelungen, einen Eindruck vom Ablauf eines Bibliodramas sowie Ansätze von Erfahrungen mit dem Text zu vermitteln. Beim Wandelkreis wurden tief gehende Fragen gestellt: Warum befreite Jesus seinen Vorläufer Johannes nicht einfach aus dem Gefängnis? Warum war es diesem so wichtig, von Jesus bestätigt zu bekommen, dass er der verheißene Messias ist, sogar wichtiger als sein weiteres Schicksal? War die etwas verklausulierte Antwort Jesu auf Johannes’ Frage zufriedenstellend?
In der Abschlussdiskussion wurde das Fazit gezogen, dass der Ansatz des ästhetisch-hermeneutischen Bibliodramas in seelsorgerlichen Kontexten gut einsetzbar ist, weniger im therapeutischen Bereich.
Eine interessante, nicht abgesprochene Ergänzung stellte dar, dass Dr. Karla Kränzlein auf demselben Kongress einen weiteren Workshop anbot: „Bibliodrama – mit Jesus im Sturm“. Sie verfolgte dabei den Ansatz des Bibliodramas als Seelsorge, wie er z.B. vom Pallottiner-Orden in Vallendar vertreten wird. Auch sie hatte das Problem der zu knappen Zeit und konnte nach der Rollenwahl der Teilnehmenden lediglich vertiefte Interviews durchführen, nicht aber ein Rollenspiel innerhalb des in dieser Form üblichen Textraumes.
Auf diese Weise sind damit verschiedene Ansätze einem großen Fachpublikum außerhalb der Kreise derjenigen, die sich sonst mit Bibliodrama beschäftigen, vorgestellt worden. Es bleibt zu hoffen, dass sich damit die Bekanntheit erhöht und sich weitere Einsatzmöglichkeiten eröffnen.
Claudia Brosch / Karin Weishaupt
TEXT RAUM 56
